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Nicht auf den Mund gefallen – Wie du Schlagfertigkeit lernen kannst



Du bist sprachlos. Und das wegen eines dummen Spruches, den dir dein Kollege in der Betriebsratssitzung an den Kopf geworfen hat.


Du ärgerst dich den ganzen Tag – über den Spruch und über den lieben Kollegen. Erst Stunden später fallen dir die passenden Worte ein – leider zu spät.


Dumme Sprüche, spitze Bemerkungen und unsachliche Kritik lauern überall – nicht nur im Betriebsrat, sondern auch am Verhandlungstisch mit dem Arbeitgeber oder in Gesprächen mit den Kollegen.


Deshalb ist es höchste Zeit, sich gegen verbale Angriffe zu wehren und den Angreifer in seine Schranken zu weisen. Das ist leichter als du denkst, denn Schlagfertigkeit ist erlernbar.

Damit du künftig auf Verbalattacken schlagfertig reagieren kannst, habe ich dir meine besten Strategien zusammengestellt, die ich als Betriebsrätin erfolgreich angewendet habe. Und die dich nie mehr sprachlos machen.



1. Konter mit einer Gegenfrage


Mit einer Gegenfrage kannst du den Angriff geschickt abwehren, denn dein Angreifer wird in den meisten Fällen antworten. Damit bringst du ihn in Erklärungsnot, gewinnst Zeit und weitere Informationen. Und hast wieder die Zügel in der Hand.


Stelle offene Fragen – die sogenannten W-Fragen. Das sind Fragen, die mit den Fragewörtern Wer, Wie, Was, Wo, Wann, Warum … beginnen.


Typische Fragen sind:

  • Wie kommst du darauf?

  • Was genau meinst du damit?

  • Warum willst du das wissen?

  • Worauf willst du hinaus?

Vorsicht! Bei geschlossen Fragen läufst du Gefahr, dass du schlimmstenfalls nur ein kurzes Ja oder Nein bekommst und dir wieder eine neue Strategie überlegen musst.



2. Das ist deine Meinung


Deinen Angreifer kannst du schnell und einfach schachmatt setzten, indem du ruhig und gelassen antwortest: „Das ist deine Meinung“. Damit zeigst du ihm, dass es sich nur um seine Meinung handelt und du dich davon nicht provozieren lässt.


Auf den Angriff „Du hast ja überhaupt keine Ahnung.“ erwiderst du kurz und knapp „Das ist deine Meinung.“


Alternativ kannst du auch mit folgenden Sätzen kontern:

  • Das ist deine Auffassung.

  • Das ist deine Sichtweise.

  • Das siehst du so.

  • Das ist deine Einschätzung.

Du kannst aber auch noch einen draufsetzen, in dem du auf eine verbale Attacke mit „Das ist dein Problem“ reagierst. Damit machst du deinem Angreifer klar und deutlich, dass seine Meinung ganz allein sein Problem ist.



3. Nimm dir eine Auszeit


Nimm dir Zeit zum Antworten. Und zwar soviel, wie du brauchst. Sag deinem Gesprächspartner ganz unverblümt, dass du ein anderes Mal antworten wirst.

Zum Beispiel so: „ Im Augenblick kann ich nichts dazu sagen. Sprich mich nächste Woche darauf an.“


Keine Angst! Es ist höchst unwahrscheinlich, dass der andere dich nächste Woche darauf ansprechen wird. Und wenn doch? Hast du bis dahin eine passende Antwort parat.



4. Ach was


Wenn es dir doch mal die Sprache verschlägt oder dir auf die Schnelle nichts einfällt, dann hilft dir diese einfache und universelle Technik aus der Patsche.


Mach es wie Loriot und antworte auf dumme Sprüche mit „Ach was!“. Wenn der Arbeitgeber dir den Spruch „ Typisch Betriebsrat“ an den Kopf wirft, antworte völlig emotionslos „Ach was!“. Nicht mehr und nicht weniger.


Typische Kommentare sind:

  • Ach was

  • So, so

  • Sag bloß

  • Tatsächlich

  • Was du nicht sagst


5. Schalte aud Durchzug


Wenn du auf Durchzug schaltest, dann tu einfach so, als hättest du die Bemerkung gar nicht wahrgenommen und fahre – ohne innezuhalten – mit deinen Ausführungen fort.


Antworte mit keiner einzigen Silbe auf die verbale Attacke und schenke weder dem Gesagten noch dem Gegner Aufmerksamkeit. Lasse ihn einfach ohne Worte ins Leere laufen.


Damit kannst du unter Umständen deinen Angreifer viel härter treffen als mit einer spontanen Antwort, denn für manche Menschen gibt es nichts Schlimmeres, als ignoriert zu werden.



6. Entlarve den Angreifer


Wenn dein Angreifer dir zu nahe kommt, dich persönlich beleidigt oder dich mit Sprüchen unter der Gürtellinie verletzt, hole zum Gegenschlag aus.


Und so geht’s: Entlarve den Angriff und sage deinem Angreifer direkt ins Gesicht „ Du greifst mich persönlich an.“ Dein Gesprächspartner wird überrascht sein und hoffentlich auch peinlich berührt, dass du seinen Angriff aufgedeckt hast.


Mit diesen Formulierungen legst du den Angriff offen:

  • Du unterstellst mir …

  • Jetzt wirst du ausfallend.

  • Du vergreifst dich im Ton.

  • Willst du damit sagen, dass…

Anschließend solltest du auch klar und deutlich sagen, was du von deinem Gesprächspartner erwartest:

  • Ich erwarte, dass du dich dafür entschuldigst.

  • Ich erwarte, dass du künftig solche Bemerkungen unterlässt.

  • Ich möchte, dass du in einem anderen Ton mit mir redest.

Diese Technik eignet sich hervorragend, wenn dein Angreifer deutlich zu weit gegangen ist und deine Grenzen überschritten hat. Denn jeder Mensch hat das Recht, mit Respekt behandelt zu werden.



7. Sei mutig


Doch die besten Strategien nutzen dir nichts, wenn du dich nicht traust, diese auch anzuwenden. Auch der schlagfertigste Mensch der Welt weiß niemals, wie seinen Antworten beim anderen ankommen. Aber er tut es trotzdem. Das ist Selbstbewusstsein.


Sei mutig und traue dich Dinge zu sagen, auch wenn die Antwort mal daneben geht oder dein Angreifer es dir mit schärferer Klinge zurückzahlt. Schlagfertigkeit ohne Risiko gibt es nicht.


Dein Mut zum Risiko wird jedoch schnell belohnt: Wenn du deinen Angreifer ein paar Mal in seine Schranken verweist, brauchst du (leider) keine Schlagfertigkeit mehr. Er wird nun jemanden anderen ins Visier nehmen und dich in Ruhe lassen.


Trainiere deine Schlagfertigkeit

Damit du auf den nächsten dummen Spruch deines lieben Kollegen sofort eine passende Antwort parat hast, musst du trainieren.


Mein Erste-Hilfe-Tipp: Lege dir für den Notfall eine kleine Sammlung persönlicher Standartantworten zurecht, damit du überhaupt eine Antwort parat hast.


Gehe jeden Tag mit offen Augen und Ohren durchs (Betriebsrats) Leben und beobachte deine Mitmenschen, wie diese reagieren, wenn sie angegriffen werden und überlege dir, wie du kontern würdest.


Du kannst aber auch gemeinsam mit anderen Betriebsräten üben, denn Schlagfertigkeit ist ein Muskel, der regelmäßig trainiert werden will, damit er nicht erschlafft. Und mit Gleichgesinnten macht das Training doppelt so viel Spaß!


Und denke daran: "Schlagfertigkeit ist etwas, worauf du erste 24 Stunden später kommst" (Mark Twain)


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