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Zeit ist Macht - Wie du dich gegen diese Taktik stemmst



Die Zeit drängt. Schnell will der Arbeitgeber mit dem Betriebsrat verhandeln. Kaum hat die Nachricht die Runde gemacht, wird es im Betriebsrat hektisch.


Im Gegensatz zum Arbeitgeber, der die Verhandlungen von langer Hand geplant hat, hast du keine Zeit für eine professionelle Vorbereitung der Verhandlungen. Das Spiel mit der Zeit hat dich fest im Griff.


Woran du diese Taktik erkennst und wie du dich dagegen wehren kannst, ist einfacher als du denkst.



1. Taktik – Zeitdruck


Von dieser beliebten Taktik Zeidruck kannst du bestimmt ein Lied singen. Sie wird nicht nur während der Verhandlungen, sondern auch vor und nach den Verhandlungen angewendet.


Verhandlungsrunden werden kurzfristig angesetzt, so dass dir wenig Zeit für die strategischen und taktischen Vorbereitungen bleibt.


Typischer Satz: „Wir müssen schnell verhandeln, denn sonst befürchten wir einen großen wirtschaftlichen Schaden für unser Unternehmen.“


Die Taktikt erkennst du auch daran, wenn ein Verhandlungstermin den anderen jagt oder in Verhandlungen ein künstlicher Zeitdruck aufgebaut wird, um schnelle Entscheidungen zu treffen.


Ein Klassiker: „Wenn wir uns bis nächste Woche nicht einigen, sehen wir uns gezwungen, die Einigungsstelle anzurufen.“


Aber auch nach den Verhandlungen wird extrem schnell auf einen Betriebsratsbeschluss gedrängt. Erst wenn das Gremium zugestimmt hat, kann nämlich der Betriebsratsvorsitzende die Betriebsvereinbarung unterschreiben.


Abwehr

Lass dich in keiner Verhandlungsphase unter Zeitdruck setzen. Lege mit dem Arbeitgeber gemeinsam rechtzeitig mehrere Verhandlungstermine fest.


Sofern Zeitdruck ausgeübt wird und diese Taktik mit einer Drohung verbunden ist, musst du dich wehren. Erforsche zuerst den wahren Grund. Ansonsten nenne das Kind beim Namen und fordere den Arbeitgeber auf, das Spiel mit der Zeit zu unterlassen.


Falls der Arbeitgeber die Verhandlungen platzen lässt, braucht du als Betriebsrat einen Plan für das Scheitern der Verhandlungen in der Tasche.



2. Taktik – Auf Zeit spielen


Das Gegenteil der Taktitk Zeitdruck ist die Taktik auf Zeit spielen. Das Spiel auf Zeit ist auch kein Unbekannter im Betriebsrat.


Um Zeit zu gewinnen, wird der Betriebsrat vom Arbeitgeber zum Beispiel nicht rechtzeitig und umfassend informiert – auch wenn eine gesetzliche Informationspflicht nach § 90 BetrVG besteht. Ohne Informationen hast du kein Futter in Verhandungen.


Die Taktik erkennst du daran, wenn der Arbeitgeber immer wieder Verhandlungen hinauszögert oder du Wochen, Monate oder Jahre am Verhandlungstisch verbringst.


Abwehr

Lass dich nicht von der Zeit regieren und warte nicht mit Verhandlungen bis du alle Puzzleteile zusammmen hast. Fehlende Informationen fordere am Verhandlungstisch ein oder klage sie ein.


Du hast die Zeit besser im Griff, wenn du einen Zeitplan für deine Verhandlungen hast. Sprich die Taktik schonungslos an, wenn Verhandlungen ohne Grund hinausgezögert werden.


Schlage aber nicht mit den gleichen Waffen zurück, sondern nutze die Macht der Öffentlichkeitsarbeit und informiere die Belegschaft über den schleppenden Verlauf der Verhandlungen.


Deine Kollegen haben ein Recht darauf zu erfahren, was gut oder schlecht am Verhandlungstisch läuft. Schließlich haben sie dich als Betriebsrat gewählt, um ihre Interessen zu vertreten.



3. Zeit ist Macht in Verhandlungen


Die Taktik Zeit hat das Ziel, die eigene Verhandlungsmacht zu stärken und die Verhandlungsmacht des anderen zu schwächen. Wenn du als Betriebsrat die Taktik Zeitdruck nutzt, dann bedenke, dass Druck immer Gegendruck erzeugt.


Auch das Spiel auf Zeit wird ein erfahrener Verhandler auf der Arbeitgeberseite durchschauen und vermutlich zum Gegenschlag ausholen.


Denn auch der Arbeitgeber wird die Belegschaft informieren, dass der Betriebsrat die Verhandlungen verzögert.


Deshalb bleib fair in Verhandlungen und gehe mit Zeit und Macht immer verantwortungsvoll um – die Belgeschaft wird es dir danken.


Und denke daran: "Drehe den Spieß nicht um, sonst bekommt dein Gegner das Heft in die Hand." (Wilhelm Schlichting)


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